Interview zu gesunder Ernährung
"Es geht nicht nur um Nährstoffe"
Gesundheit und Wohlbefinden gehen oft Hand in Hand. Das gilt vor allem für unser Herz. Daher ist es sinnvoll, auf gutes Essen zu achten. Das betrifft aber nicht nur die Wahl der Speisen, sondern auch die Zeit, die wir uns fürs Essen nehmen, sagt Janina Stunder. Sie ist Gesundheitsförderin bei GESUNDES KINZIGTAL.
Worauf sollte man achten, wenn man sich gesund ernähren möchte?
Janina Stunder: Das ist eine gute Frage, auf die es mehr als eine Antwort gibt. Denn zuerst sollte man klären, was mit Essen eigentlich gemeint ist. Geht es nur um die Kalorien und Nährstoffe, die man zu sich nimmt, geht es um die Lebensmittel als solches oder geht es um das gesamte Prozedere von der Zubereitung bis zum Abräumen des Tisches?
Kann man das nicht losgelöst betrachten?
Teilweise schon, denn natürlich spielt es eine Rolle, ob ich eine gekaufte Tafel Milchschokolade oder einen ungesüßten, selbstgemachten Obstsalat verzehre. Zum einen ist die Menge der Kalorien unterschiedlich. Zum anderen hat der Obstsalat, weil ich ihn mir selbst zusammengestellt und das Obst vorbereitet habe, einen ganz anderen Stellenwert und ist mit einer viel längeren Zeitspanne verbunden.
Was meinen Sie damit?
Den Obstsalat esse ich vielleicht in der gleichen Zeit wie die Tafel Schokolade. Aber durch die Vorbereitung nimmt er gedanklich mehr Raum ein.

Was bringt mir das?
Je länger ich für den Verzehr von Essen brauche, desto eher merkt sich das der Organismus. Ein Schokoriegel, der nebenher verdrückt wird, liefert Kalorien, aber keinen nachhaltigen Genuss. Der Appetit kommt wenig später zurück – und will befriedigt werden. Wer sich Zeit fürs Essen nimmt, vielleicht sogar in Gesellschaft, schafft ein „bleibendes“ Ereignis. Da nimmt sich der „kleine Hunger“ eine längere Siesta.
Apropos Siesta: Warum gilt die mediterrane Küche als besonders gesund fürs Herz?
Die typisch deutsche Küche basiert auf der Verarbeitung von viel rotem Fleisch. Die mediterrane Küche ist dagegen leichter und meist bekömmlicher. In ihr werden vor allem qualitativ hochwertige Öle und viel frisches Gemüse verarbeitet. Dazu spielen Fische und andere Meeresfrüchte eine große Rolle. Bei regelmäßigem Verzehr senken sie nachweislich sowohl das Risiko eines Schlaganfalls als auch das eines Herzinfarkts. Damit nicht genug: Mediterrane Kost wirkt positiv auf das Krebs- und Diabetesrisiko.
Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein…
Ist es aber! Das sehen auch andere so. Die Deutsche Herzstiftung etwa schreibt: „Die Ergebnisse aus Studien und Forschungsberichten zeigen, dass die mediterrane Ernährung nachweislich vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirkt und ebenso eine ideale Ernährungsweise für bereits bestehende Erkrankungen ist.“ Ganz ähnlich liest es sich bei der AOK: Für sie ist die mediterrane Ernährung „schon seit Jahrzehnten der Goldstandard unter den Ernährungskonzepten“. Mehr noch: „Die Mittelmeerkost kann langfristig beim Abnehmen helfen und Krankheiten wie Diabetes mellitus, Krebs, Multiple Sklerose oder Rheuma vorbeugen oder positiv beeinflussen.“
Sie haben sicher ein spannendes Rezept, oder?
Selbstverständlich: Ratatouille-Eintopf mit Schafskäse. Für die Vorbereitung muss man ein bisschen Zeit einplanen, dafür schmeckt es am Ende wunderbar und steckt voller gesunder Eigenschaften. Daher ist es auch unser Rezept des Monats.