Praxisempfehlungen aus dem QuATRo Workshop 2025
Gender Medizin
Im Mai 2025 fand der alljährliche QuATRo Workshop in Berlin statt. Neue Impulse gab es z.B. zum Thema Gender Medizin bzw. der geschlechtersensiblen Versorgung. Wir haben für Sie einige Informationen und Praxistipps der Expertin Frau Prof. Gertraud Stadler (Charité Berlin) zusammengefasst.
Diagnose, Behandlung und Leitlinien
Dass Männer und Frauen unterschiedlich sind, ist allgemein bekannt. Mittlerweile steht jedoch auch zunehmend wissenschaftliche Literatur zur Verfügung, die aufzeigt, wie sich diese Unterschiede in der medizinischen Behandlung bemerkbar machen und worauf bei der Versorgung zu achten ist. Leider sind diese Erkenntnisse bisher noch nicht in den Behandlungsleitlinien berücksichtigt. Einfache Beispiele für geschlechtsspezifische Unterschiede sind die Lebenserwartung sowie die unterschiedlichen Prävalenzraten bestimmter Erkrankungen. Medizinisch relevante Unterschiede umfassen beispielsweise Gewicht, Blutvolumen, Hämoglobinwerte, Herz-Lungen-Volumina, Sauerstoffaufnahme (bei Männern im Durchschnitt höher) sowie Herzfrequenz und Körperfettanteil (bei Frauen im Durchschnitt höher).
Ein sehr anschauliches Beispiel für die Bedeutung der Gender-Medizin ist der Herzinfarkt. Hier unterscheiden sich die Symptome je nach Geschlecht - Frauen haben ein erhöhtes Risiko, daran zu sterben. Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie wichtig eine geschlechtsspezifische Betrachtung in der Medizin sein kann.
Praxisempfehlungen
Frau Prof. Gertraud Stadler von der Charite Berlin hat deshalb ein paar Praxisempfehlungen ausgearbeitet die wir gerne an Sie weitergeben:
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Bei Frauen Herzgesundheit im Blick haben, in Prävention, Diagnostik und Behandlung.
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Bei Medikamentenverschreibung an höheres Risiko für Nebenwirkungen bei Frauen denken, mögliche Medikations- und Dosisanpassung, vor allem mit höherem Alter und geringerem Körpergewicht.
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Männer nehmen verhaltenspräventive Maßnahmen seltener in Anspruch. Hier ist es wichtig zu ermutigen und geschlechterspezifische Angebote zu machen. >> Setzen Sie hierfür gerne unsere Gesundheitslotsen ein!
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Regelmäßiges Depressionsscreening bei Männern und Frauen durchführen.
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Integrierte Psychotherapieangebote, die sowohl die Selbstbehandlung als auch die Bewältigung von Depressionen thematisieren, erscheinen sinnvoll.
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Auch bei Männern an „Frauenkrankheiten“ wie Osteoporose oder Brustkrebs denken.
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Geschlechterrollen und deren mögliche Auswirkungen im Kontakt mit Patient:innen reflektieren.
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Behandlungsziele klar definieren und genderspezifische Hürden berücksichtigen >> Hierbei unterstützt sie die Zielvereinbarung im Risikobogen, welchen Sie jährlich mit Ihren BVGK-Teilnehmenden durchführen können
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Geschlechterspezifische Bedürfnisse der Zielgruppe in Präventions- und Interventionsansätze einbeziehen.
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Geschlechtersensible Sprache verwenden & Kommunikationsstil anpassen
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